Das Spiralcurriculum von Jerome Bruner ist eine Lernmethode, die in der dualen Ausbildung gut geeignet ist. Sie basiert darauf, dass Lerninhalte nicht nur einmal, sondern mehrfach und auf unterschiedlichen Niveaus vermittelt werden. So können Auszubildende Themen immer wieder aufgreifen und ihr Wissen vertiefen, während sie praktische Erfahrungen im Betrieb sammeln und theoretisches Wissen in der Berufsschule erweitern. Dieses Prinzip berücksichtigt sowohl das Fachwissen als auch die Art und Weise, wie junge Erwachsene lernen und sich weiterentwickeln.
Anwendung auf die duale Ausbildung:
In der dualen Ausbildung, die praktische Arbeit im Betrieb mit theoretischem Unterricht in der Berufsschule kombiniert, lässt sich das Spiralcurriculum effektiv einsetzen. Durch diese Kombination begegnen Auszubildende bestimmten Themen mehrfach und auf unterschiedlichen Ebenen. Zum Beispiel kann ein Auszubildender im ersten Lehrjahr grundlegende Konzepte eines Fachgebiets kennenlernen. Im Betrieb wendet er dieses Wissen praktisch an und sammelt Erfahrungen. Im nächsten Schuljahr werden diese Konzepte erneut behandelt, jedoch vertieft und erweitert, wobei die bereits gesammelten Praxiserfahrungen einbezogen werden.
Dieses spiralförmige Lernen fördert ein tieferes Verständnis und verbindet Theorie und Praxis eng miteinander. Besonders bei komplexen und interdisziplinären Themen, wie in der Technologie oder bei rechtlichen Vorschriften, ermöglicht das Spiralcurriculum eine nachhaltige Kompetenzentwicklung. Es unterstützt Auszubildende dabei, Zusammenhänge zu erkennen, Wissen zu vernetzen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Beispiel für einen Auszubildenden zum Koch unter Anwendung des Spiralcurriculums:
In der dualen Ausbildung zum Koch werden Lerninhalte so angeordnet, dass bestimmte Aufgaben wiederholt und dabei stetig vertieft werden. Das heißt, der Auszubildende kehrt immer wieder zu bekannten Themen zurück, um sie auf einem höheren Niveau zu bearbeiten.
- Erstes Ausbildungsjahr:
- Grundlagen erlernen: Der Auszubildende beginnt mit einfachen Schneidetechniken wie Würfeln, Scheiben schneiden und Hacken. Er bereitet grundlegende Gerichte zu, zum Beispiel einfache Suppen oder Salate.
- Wiederholung: Diese Techniken werden regelmäßig geübt, um Sicherheit und Routine zu entwickeln.
- Zweites Ausbildungsjahr:
- Vertiefung der Techniken: Die bereits bekannten Schneidetechniken werden nun auf anspruchsvollere Zutaten angewendet, etwa beim Filetieren von Fisch oder beim Zerlegen von Geflügel.
- Komplexere Gerichte: Der Auszubildende kocht nun Gerichte mit mehreren Komponenten, zum Beispiel Hauptspeisen mit Beilagen und Saucen.
- Wiederholung und Erweiterung: Er wiederholt die Grundtechniken, kombiniert sie aber mit neuen Methoden wie dem Blanchieren oder Schmoren.
- Drittes Ausbildungsjahr:
- Spezialisierung: Der Auszubildende kehrt erneut zu den bekannten Techniken zurück, nutzt sie jedoch für kreative und komplexe Aufgaben, wie das Entwickeln eigener Rezepte oder das Anrichten von Gourmetgerichten.
- Verantwortung übernehmen: Er plant Menüs, kalkuliert Kosten und organisiert Arbeitsabläufe in der Küche.
- Intensivierung: Die wiederholte Anwendung der Techniken auf höchstem Niveau fördert sein Verständnis für Geschmackskombinationen und Präsentation.