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In der dualen Ausbildung treffen oft verschiedene Wahrnehmungen von Ordnung und Struktur aufeinander. Während jugendliche Auszubildende oft flexibler und spontaner sind, erwarten Ausbilder eine gewisse Systematik und Eigenverantwortung. Diese Unterschiede führen nicht selten zu Konflikten – besonders wenn es um Arbeitsplatzorganisation, Dokumentation oder Arbeitsmaterialien geht. Aber warum ist das so?

Unterschiedliche Gehirnentwicklung

🧠 Warum Chaos für Jugendliche „normal“ ist

Das Gehirn von Jugendlichen ist noch in der Entwicklung, besonders der präfrontale Kortex – die Region, die für Planung, Organisation und Selbstkontrolle zuständig ist. Während Erwachsene eine strukturierte Denkweise haben, fällt es Jugendlichen oft schwerer, langfristige Konsequenzen von Unordnung zu erkennen.

🔹 Jugendliche: Ihr Gehirn ist stärker auf Neugier, Spontanität und Impulse ausgerichtet. Ordnung wird oft nicht als Priorität empfunden, weil das Chaos für sie nicht störend ist.
🔹 Erwachsene: Mit zunehmendem Alter entwickeln sich stärkere organisatorische Fähigkeiten. Ein ordentlicher Raum wird als notwendig für Produktivität und Wohlbefinden empfunden.

🧐 Fazit: Jugendliche nehmen Unordnung nicht absichtlich auf die leichte Schulter – ihr Gehirn ist einfach noch anders „verdrahtet“.

Unterschiedliche Prioritäten

Warum Unordnung für Jugendliche keine große Sache ist

Während Erwachsene Ordnung oft mit Effizienz, Ruhe und Kontrolle verbinden, setzen Jugendliche andere Prioritäten:

🔹 Jugendliche: Der Fokus liegt stärker auf sozialen Kontakten, Selbstverwirklichung und Erlebnissen. Ein aufgeräumtes Zimmer ist daher zweitrangig.
🔹 Erwachsene: Empfinden Unordnung als Ablenkung und Stressfaktor. Ordnung gibt ihnen das Gefühl von Kontrolle über ihr Leben.

💡 Lösung: Erwachsene können Verständnis zeigen, dass Ordnung für Jugendliche nicht die gleiche emotionale Bedeutung hat, während Jugendliche lernen können, dass ein gewisses Maß an Struktur wichtig ist.

Unterschiedlicher Umgang mit Zeit

Kurzfristiges vs. langfristiges Denken

🔹 Auszubildende: Denken oft in kurzfristigen Erfolgen: „Ich habe die Aufgabe gemeistert, also bin ich fertig.“
🔹 Ausbilder: Denken in Prozessen: „Saubere Dokumentation und geordnete Abläufe sparen Zeit und vermeiden Probleme.“

📌 Tipp:

  • Statt abstrakte Regeln zu geben („Arbeitsplatz ordentlich halten“), konkrete Zeitvorgaben einführen: „Nach jeder Schicht gibt es 5 Minuten Aufräumzeit.“
  • Den langfristigen Nutzen von Ordnung verdeutlichen, z. B.: „Ein gut sortiertes Materiallager spart dir täglich 10 Minuten Suchzeit.“
Konflikte entstehen durch unterschiedliche Wahrnehmung

Aspekt Auszubildende Ausbilder
Definition von „aufgeräumt“ „Solange ich finde, was ich brauche, passt es.“ „Alles hat seinen festen Platz.“
Reaktion auf Chaos „Nicht so schlimm, ich kann damit leben.“ „Unordnung führt zu Fehlern und Verzögerungen.“
Ordnung als Gewohnheit Wird oft erst auf Aufforderung hin gemacht. Ist oft eine Selbstverständlichkeit.
Motivation zur Ordnung Meist extrinsisch (Vorgaben vom Ausbilder). Meist intrinsisch (Erfahrung zeigt den Nutzen).

💬 Tipp: Auszubildenden bewusst Verantwortung übertragen: Wer für die Ordnung im Materialraum oder die Ablage zuständig ist, merkt schnell, dass es ohne Struktur nicht funktioniert.

Lösungsstrategien

Lösungsstrategien für weniger Konflikte

Damit Ordnung nicht zum Dauerthema wird, helfen individuelle und gemeinsame Strategien:

Für Auszubildende:

  • Selbstständigkeit entwickeln: Statt zu warten, bis der Ausbilder zur Ordnung ermahnt, bewusst eigene Routinen schaffen.
  • Den Nutzen erkennen: Ordnung ist keine Schikane, sondern erleichtert die Arbeit – weniger Suchzeiten, weniger Fehler, weniger Stress.
  • Verbindliche Gewohnheiten entwickeln: Kleine Schritte helfen, z. B. „Nach jeder Aufgabe 2 Minuten Ordnung schaffen.“

Für Ausbilder:

  • Geduld haben: Nicht jede Unordnung ist Nachlässigkeit – manchmal fehlt einfach das Bewusstsein.
  • Vorbilder sein: Wer selbst chaotisch arbeitet, kann schwer Ordnung einfordern.
  • Realistische Erwartungen setzen: Nicht jeder Arbeitsplatz muss perfekt sein, aber Grundregeln (z. B. „Werkzeuge nach Gebrauch zurücklegen“) sollten klar sein.

🤝 Gemeinsame Lösungen:

  • Feste Strukturen einführen: Beispielsweise ein Wochenplan mit Zuständigkeiten für Ordnung.
  • Klare Regeln mit Sinn vermitteln: Nicht nur „Aufräumen!“, sondern „Wir halten Ordnung, damit alle schneller arbeiten können.“
  • Positive Verstärkung nutzen: Ordnung nicht nur einfordern, sondern auch loben („Gut gemacht, das hilft uns allen!“).